Sechster Tag: Innsbruck
Hofburg, Hofkirche, Goldenes Dachel, Goldener Adler und Hotel Maximilian, Maria-Theresia-Straße ...
Innsbruck ist d i e Residenz
INNSBRUCK
(Innsbruck Tourismus, Burggraben 3, A – 6020 Innsbruck, + 43 (0)512 59850, office@innsbruck.info, www.innsbruck.info)
Und wieder ein Start in den Tag, wie er besser nicht hätte sein können. Ein wunderbares reichhaltiges Frühstück und eine staufreie Straße durch etliche Tunnels und den Arlberg-Tunnel! Wir kommen direkt und gezielt in Innsbruck in den Marktgraben, wo wir in unserem Hotel ‚Maximilian’ freundlich empfangen werden. Das Auto schnell unter der Rathausgalerie geparkt, dann kann die Besichtigung Innsbrucks beginnen.
Erstes Ziel ist das Innsbrucker Wahrzeichen, das Goldene Dachl, in dem ein Museum mit Exponaten zum Leben und Wirken Kaiser Maximilians I untergebracht ist, der sich diesen Prunkerker um 1500 errichten ließ!
Schon weit vor 1678 beginnt die Habsburger Zeit in Innsbruck, in der Maximilian die Stadt mit der Hofburg zu seiner Residenz erhoben hatte.
Ihre Blüte erlebt sie aber mit Karl V von Lothringen (1643 – 1690) und seine Frau Eleonore (1653 – 1697), die die Statthalterschaft von Tirol und den Vorlanden nach ihrer Hochzeit übertragen bekommen haben.
Während der Belagerung Wiens durch die osmanischen Truppen wirkte Karl V 1683 militärisch entscheidend und zusammen mit dem (badischen) Türkenlouis und dem polnischen König Michael an der Befreiung Wiens mit. Mit seinem Namen ist deshalb die Ausdehnung des habsburgischen Einflusses und Landgewinns auf dem Balkan verbunden. Zudem ‚eroberte’ er seine Frau Eleonore, denn diese war dahin mit dem polnischen König Michael ‚zwangsverheiratet’. Nach dessen Tod 1678 konnte sie ihren geliebten Karl nun heiraten.
König Michael gelang es immerhin, Lothringen wieder zurück zu erobern, die legitime Nachfolge trat dann Eleonores Sohn Leopold 1697 an.
Durch den Sieg gegen die Türken konnten sich die Croissants (die von den Türken verlangten Backwaren mit dem Halbmond) und das Kaffeegetränk ungehindert über ganz Europa ausbreiten – die Wiener Kaffeehauskultur und die Militärmusik sind osmanische Überbleibsel.
Also führt uns der erste Gang in die Hofburg, die von Erzherzog Sigismund 1460 errichtet wurde - diese musste damals standesgemäß für das neu installierte Herrscherpaar Karl und Eleonore hergerichtet werden! Standesgemäß war die Hofhaltung – zur Unterhaltung wurde auch das Hoftheater wieder instand gesetzt.
Aus politischer Räson erfolgte dann ein zweite habsburgisch-lothringische Verbindung: 1736 heirateten Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen.
Sie sorgte ab 1754 für eine umfassende Renovierung und einen beeindruckenden Umbau des Gebäudes. Spürbar schon im Treppenhaus mit der Prunktreppe, die die Baumeister Gumpp und Walter realisierten.
In einer Art Ahnengalerie ließ sie Bildnisse der frühen Habsburger, wie von Rudolf IV, Leopold III, Friedrich IV oder von Leopold II anfertigen…
Im wahrsten Sinne umwerfend ob seiner Pracht ist allerdings der Prunksaal, (auch Riesensaal) mit den überlebensgroßen Porträts der gesamten kaiserlichen Familie – an der Kopfseite thront Maria Theresia mit ihrem Mann Franz Stephan und ihrem Sohn Joseph II. Das Deckenfresko gestaltete F.A. Maulbertsch und stellt die Verbindung zwischen Habsburg-Lothringen und dem Land Tirol dar.
Da Maria Theresia während ihrer Ehe 16 (!) Kinder zur Welt brachte, wurden sie alle, selbst die Töchter, was ein Novum in der damaligen Zeit darstellte, mit einem Bildnis verewigt, so wie schon lebende Enkel – insgesamt zieren deshalb 36 Porträts den Saal. Interessant zu lesen ist vor allem, welche Stellung ihre Kinder, verteilt über den gesamten europäischen Hochadel, erlangten. „Du glückliches Österreich heirate…“
Die wohl berühmteste Tochter dürfte Maria Antonia sein, die als Marie Antoinette an den französischen Königshof verheiratet und während der Revolution hingerichtet wurde.
1765 fand auf ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias die Hochzeit ihres Sohnes Leopold mit Maria Luisa / Ludovica, einer Prinzessin aus der Linie der spanischen Bourbonen in Innsbruck statt, die eine Verbindung des französischen Geschlechts mit dem österreichischen zum Hintergrund hatte. Die mehrtägige Veranstaltung nahm am 18. August ein jähes Ende, als Kaiser Franz Stephan verstarb und Maria Theresia als seine Witwe die Amtsgeschäfte zu übernehmen hatte.
An den Prunksaal der Hofburg schließt sich deshalb das Lothringer Zimmer an, das Maria Theresia zum Gedenken an ihren Mann mit seinen lothringischen Vorfahren ausstatten ließ.
Geht man in der Geschichte zu den Anfängen zurück, bestand ja schon die Verbindung in der Ehe zwischen Ita von Lothringen und Radebot I von Habsburg.
Höhepunkt jeder Führung in der Hofburg dürfte (hauptsächlich beim weiblichen Publikum) das innere Appartement, jenes von Elisabeth sein, die besser unter dem Namen Sis(s)i bekannt ist. Es ist ihr drittes Appartement, dem wir auf unserer Reise begegnen. Geschaffen nach dem Schönbrunner Vorbild umfasst es mehrere prunkvolle Räume, wie ein Toilettenzimmer, ein Arbeitszimmer, einen Raum für das Kammerpersonal, einen roten Salon und natürlich das Schlafgemach.
Maria Theresia führte das Doppelbett ein, doch das ausgestellte recht schmale, vielleicht 1,20 m breite Bett, ein Einzelbett, war für das kaiserliche Paar vorgesehen. Ob Sisi deshalb aus diesem Grunde fast immer alleine auf ihren ‚Fluchten‘ 1870 / 71 nach Meran hier Station macht, ist nur zu vermuten. Zumindest weilte sie seltener als ihr kaiserlicher Mann in der Hofburg.
Eine gedeckte Tafel verdeutlicht, dass das Leben der Reichen wirklich wie ein langer Sonntag ist…eine Mobiliarsammlung enthält sogar ein Bidet, das frau / man schon um 1840 benutzte.
Tritt man aus dem Museum in den Innenhof, kann man sich gleich an einer Original Sacher Torte stärken!
In einem Schaufenster des Caféhauses Munding, der ältesten Konditorei Tirols, steht die Erfindung einer ersten mechanisch betriebenen Teigrührmaschine. Süße Verlockungen aller Art und feine Kaffee- und Teedüfte aus dem ‚house of tea & coffee‘ umschmeicheln Nase und Gaumen. Auch wegen seiner kulinarischen Genüsse kamen Berühmtheiten nach Innsbruck, die (fast) alle im Hotel Goldener Adler logierten. Am Eingang des traditionsreichen Lokals hängt eine Tafel mit den Namen der Gäste – ein Innsbrucker meint im Vorübergehen: „Das ist die Liste der Leute, die hier nicht bezahlt haben…“.
Nach einer Pause: Der Gang über den Innenhof, der rechtwinklig angelegten Hofburg führt zum Dom St. Jakob, der um die 1720 reich barockisiert umgestaltet wurde. In ihm befindet sich die Grablege von Erzherzog Maximilian (1558 -1618) und Erzherzog Eugen (1803 – 1854).
In der Flaniermeile Innsbrucks, der Maria-Theresia-Straße, die auf das Goldene Dachl zuläuft steht unübersehbar der Rathausturm, der 1358 errichtet wurde. 1849 wurde Innsbruck Landeshauptstadt von Tirol und seit 1990 hat der Bürgermeister der Stadt wieder dort seine Residenz.
Über das Tiroler Landesmuseum mit seinen Exponaten zur Tiroler Volkskunst, gelangt man zu einer interessanten Filmvorführung, die in ca. 12 Minuten das Leben von Maximilian (1459 – 1519) und besonders seinen ‚letzten‘ Willen zum Inhalt hat. Über einen Säulengang gelangt man dann zum Grabmal Maximilians. Er konzipierte dieses monumentale Grabmal eigenhändig und wollte es aber in der Burg in der Wiener Neustadt erbauen lassen. Dies gelang ihm zeitlebens aber nicht mehr.
Sein Enkel Ferdinand I ließ es dann in der von 1553 bis 1563 erbauten Hofkirche errichten, was noch bis in die 1590er Jahre dauern sollte. In der Mitte der Hofkirche umsäumen 28 überlebensgroße Bronzestatuen, u.a. auch von Albrecht Dürer geschaffen, sein Grabmal. Er wollte sich in einer Reihe mit den berühmten Gründervätern der Habsburger eingeordnet wissen. Doch das Grabmal mit der Darstellung seiner kriegerischen Heldentaten, seinem künstlerischem Mäzenatentum hat einen erheblichen Schönheitsfehler: Maximilian ist hier gar nicht bestattet!!
Er liegt in seiner Taufkirche in der St. Georgs-Kapelle der Burg in der Wiener Neustadt begraben – sein Herz im Sarg seiner Gattin Maria von Burgund in der Liebfrauenkirche in Brügge…
Ein freundlicher Wärter, der sprachlich seine Zugehörigkeit zur ehemaligen k. und k. – Monarchie nicht verleugnen kann, ließ uns bis auf die Empore mit der gewaltigen Ebert-Orgel hinauf, damit wir einen Blick auf das Grabmal bekommen konnten, den man sonst nicht hat.
In der Hofkirche ist allerdings ein anderer Held Tirols beigesetzt worden und zwar der Freiheitskämpfer Andreas Hofer (1767 – 1810), der sich gegen die Herrschaft der Franzosen wie der Bayern auflehnte. Dreimal gelang es ihm mit seinen Mitstreitern, die Truppen Napoleons zu besiegen, der ihm diese zugefügte Schmach nicht vergessen sollte. Als Hofer in die Hand der französischen Truppen fiel, ordnete Napoleon die unverzügliche Hinrichtung an. Über mehrere Zwischenstationen gelangten die sterblichen Überreste 1834 dann in die Hofburg. Dort gedenkt man auch seiner beigesetzten Mitstreiter – eine Art Gegenmodell zu Kaiser Maximilian. Hier der Kaiser – dort der Vertreter des Volkes…
Auf einer Wandtafel liest man:
„Wir werden rasten und ruhen nicht, bis unser Feindschaft Fesseln bricht,
und Nord und Süd die Bruderhand sich reichen im deutschen Hoferlan!“
Wie man weiß, hat es zu einem Zusammenschluss von Nord- und Südtirol bis in die heutige Zeit hinein nicht gereicht…
Die Silberne Kapelle, wegen ihres Silberaltars so genannt, ließ Erzherzog Ferdinand II von 1577 – 1578 als Grabkapelle für sich und seine aus dem Bürgertum stammende Frau Philipine Welser erbauen. Beeindruckend hier die riesige Wappenscheibe.
Direkt vor der Hofkirche ist man am Bau des Hauses der Musik – mit dem Audioversum, dem Tiroler Panorama mit dem Kaiserjägermuseum … bietet Innsbruck einen Aufenthalt zwischen High Heels und Wanderschuhen, denn in 20 Minuten entschwebt man auf 2000 Höhenmeter. Darunter und auf dem Gegenhang liegt die Skisprungschanze – Teil der Winter - Olympiaanlagen von 1964 und 1976, sowie der Paralympics 2004 und der Jugend-Winterspiele 2012…
Wir sind am Ziel angekommen, nach einer Woche mit durchgehend um die 25°C und mehr…
Am Abendhimmel, über den in Innsbruck unvermittelt startende und landende Flugzeuge donnern, entlädt sich plötzlich ein reinigendes Gewitter mit einem kleinen Regenschauer – der richtige Moment, um den letzten Abend versteckt bei einer Wilderin zu verbringen, denn so heißt das Lokal, das uns die auffallend tätowierte und auffallend gesprächig-humorvolle Verkäuferin in einem Geschäft für Schnäpse empfohlen hat. Bei ihr probierten wir auch das ‚Schüttelbrot’ (Roggentaler), das aus Roggenmehl gebacken und durch Kümmel und Anis seinen Geschmack bekommt.
Die Wilderin wird von studentischem Publikum, aber auch älteren Semestern besucht. Innsbruck ist seit 1669 Universitätsstadt – aktuell sind an die 20.000 Studenten eingeschrieben. Von Anfang an herrscht hier das ‚Du‘ vor.
Die Karte ist übersichtlich – die Gerichte werden frisch zubereitet. Von der Vorspeise (Salat und eine Art Flammenkuchen mit Käse aus der Umgebung) über den Hauptgang (1/2 Hähnchen mit Polenta und einem vegetarischen Risotto) bis zum Dessert (Mousse mit Beeren) ist alles sehr lecker zubereitet – ein Veltliner und ein Riesling begleiten das Abendessen!
Wir können aber nicht so lange bleiben: Wir haben noch ein Treffen im Hotel Maximilian – die Laptops wollen noch mit Bildern und Texten gefüttert werden.