Dritter Tag: Laufenburg, Waldshut, St.Blasien - Menzenschwand
Vom Rhein in den tiefen Wald
LAUFENBURG
Tourist-Info Laufenburg, Laufenpl. CH – 5080 Laufenburg, Tel + 41 (0) 62 8744455, info@laufenburg-tourismus.ch, www.laufenburg.ch/de
Laufen nannte man den Felsvorsprung, der, von der Seite des heute schweizerischen Laufenburg, in den Rhein ragte, und dem Ort den Namen gab. Er stellte für die Flößer ein unüberwindliches Hindernis dar, die Stämme mussten einzeln unterhalb des Laufens wieder in den Rhein gesetzt werden, auch Kaufleute mussten umladen. Den Laufenburgern bescherte der Laufen gute Einnahmen – ebenso die Fischerei. Besonders die bis zu einem Meter großen Salmen / Lachse hatten einige Mühe zu ihren Laichplätzen flussaufwärts zu kommen und wurden leichte Beute der Fischer. Einer prahlte einmal damit, dass er am Laufen sein Ruder in das tosende Wasser steckte und das Ruder aufgrund der zahlreichen Fische senkrecht stehen geblieben sei....
1912 sprengte man die Felsennase weg, da man für den Bau des Kraftwerks eine konstantere Wasserhaltung benötigte. Es gab schon damals Proteste, die aber das Verschwinden des Laufens nicht aufhalten konnten. Auf einem Bild von Hans Thoma ist der Laufen verewigt, Emil Strauß hat eine Novelle nach ihm benannt. Zum Ausgleich ließ das Kraftwerk die heute noch bestehende Brücke errichten, über die lange Jahre der Verkehr rollte – nun ist die Brücke Radlern und Fußgängern vorbehalten.
Bis ins Jahr 1207 muss man zurück, da gründete Rudolf II von Habsburg-Laufenburg im heute schweizerischen Laufenburg die Burg auf der Anlage eines römische Kastells, wie man beim Gang um den Turm feststellen kann, ebenso strahlt ein einzelnes Quarzband aus dem harten Granit hervor. Die Burg wurde nie eingenommen, trotzdem steht heute eben nur noch der eine Turm; alle gut behauenen Steine haben die Laufenburger zum Bau ihrer Häuser gut gebrauchen können. Rudolf wollte gegen den Widerstand des Stiftes Säckingen, aus dem Flecken Laufenburg eine Stadt machen und stattete sie mit einer Befestigung aus und mit Toren. Beim ehemaligen Unteren Tor, dem Bärentor, von dem keinerlei Spuren mehr übrig sind, beginnt Hansrudi Basler unserer Stadtführung. „Wenn der Ostwind weht, haut es einen fast in den Rhein“ meint er und bedauert es sehr, dass man das Tor nicht wieder aufgebaut habe. Im Zuge der Umgestaltung des Marktplatzes wurde in den 1960er Jahren das gesamte Gebäudeensemble abgerissen und das Gasthaus Löwen erbaut, das nun zu einem Seniorenwohnheim geworden ist.
Selbst die Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist, wurde in die Befestigungsanlage der Habsburger einbezogen und mit Schießscharten ausgestattet. Im Innern befindet sich der Hinweis auf das Baujahr 1439, wohl gab es schon früher eine Kirche. Überall, am Gitter, den Altären, in den Schlusssteinen stößt man auf das Habsburgische Wappen, das mit dem aufsteigenden Löwen zum Stadtwappen des schweizerischen Laufenburg wurde. Das katholische Pfarrhaus hat niemand anderer erbaut als Casparo Bagnato, der auch auf der Mainau tätig war!
Mit dem Tod von Rudolf II teilte sich die Habsburger Linie in den beiden Söhnen auf, die einen blieben in Laufenburg und verarmten so, dass Johann IV 1408 die Burg sogar verlassen musste, während die andere Linie den weitaus erfolgreicheren österreichischen Zweig begründeten.
Ins Gerichtsgebäude der Stadt gelangt man unter dem Habsburger Wappenportal und im Gerichtssaal hängen Gemälde Maria Theresias, ihres Sohnes Franz-Josef... was bis heute eine gewisse Kuriosität darstellt. Laufenburg veranstaltet jährlich eine Habsburger Woche, bei der die immer aktive Silvia Blaser vom Hotel Bahnhof eine tragende Rolle spielt!
Auf dem Hotzenwald hielt die Bevölkerung der Hauensteiner Einung vor allem den Grafen Hans von Laufenburg in Ehren, denn er hatte ihnen die alten freiheitlichen Rechte zugestanden, die sie frei von Abgaben und der Leibeigenschaft hielten. Als das Kloster St. Blasien aber Abgaben verlangte, kam es zu den gewalttätigen Salpetereraufständen. (Vgl. Thomas Lehner, Die Salpeterer, Berlin 1977). Sie führten, als die Obrigkeit den Aufständen nicht Herr wurde, 1755 zur Verbannung von 112 Personen in das Banat (im heutigen Rumänien). Maria Theresia suchte auf Betreiben des St.Blasianischen Paters Marquard Herrgott, sich auf diesem Weg die Aufständischen fern der Heimat, aber immer noch im österreichischen Herrschaftsbereich zu entledigen.
Die Verbannungsorte Dudestii Noi -Neubeschenwowa, Lugoi – Lugosch habe ich 1975 besucht und darüber geschrieben (Die Hotzenwälder Freiheitsbewegung der Salpeterer und ihre Vorgeschichte, in: Heiko Haumann Hrsg, Vom Hotzenwald bis Wyhl – Demokratische Traditionen in Baden, Köln1977). Im 19. Jahrhundert flackerte die Bewegung in Impfverweigerungen und Schulstreiks nochmals auf…
1737 erfolgte eine ‚freiwillige’ Auswanderung bzw. Umsiedlung in das Banat, bei dem Hotzenwälder und Fricktaler das Dorf Saderlach / Zadareni gründeten. (Vgl Johannes Burger, Saderlach 1737 – 1987, Emmendingen, 1987).
Im schweizerischen Laufenburg sind zwei Museen erwähnenswert, zum einen das Erwin-Rehmann-Museum (www.rehmann-museum.ch) des vielfältig tätig gewordenen Bildhauers Erwin Rehmann, der zu seinem 90. Geburtstag seine interessante Biographie veröffentlichte (Erwin Rehmann, Nemesis, Laufenburg 2011). Er war es, der mir den Weg zum Abenteuerschriftsteller Löhndorff und seinem Nachlass geöffnet hat…
Das Museum Schiff trägt seit seiner Gründung mit den jährlichen Wechselausstellungen ebenfalls seine Handschrift.
Der Minnedichter Heinrich von Loufenberg soll hier seine Heimat haben, was nicht ganz gesichert ist.
Abenteuerlich verlief das Leben von Ernst Friedrich Löhndorff, der zuerst Rebstock in der minderen Stadt (dem deutschen Laufenburg) lebte, dann bis zu seinem Tode im Haus Mariagrün. Leider ist die Tafel, die ich vor Jahren dort mithalf anzubringen, nicht mehr vorhanden.... 34 Romane geben phantasievoll ausgestaltet Aufschluss über sein Leben im mexikanischen Bürgerkrieg, als Orchideensammler, bei der Fremdenlegion oder als Walfischfänger. (Vgl. Hubert Matt-Willmatt, Das Abenteuer im Leben und Werk von Ernst Friedrich Löhndorff, Freiburg, 1989)
Aktuell lebt zeitweise der Schriftsteller Christian Haller in Laufenburg / CH - (Im Park, Die besseren Zeiten, Das schwarze Eisen, Die verschluckte Musik,… alle bei Luchterhand) – zum Ende unseres Rundgangs treffen wir ihn und können ein Bild zusammen mit Hansrudi Basler machen – ein toller Abschluss unseres Besuchs!!!
Laufenburg hält die grenzüberschreitende Geschichte hoch, bis 1801 war man ja eine Stadt, der Napoléon mit der Festlegung des Rheins als Staatsgrenze eine Ende bereitetete. Doch die Laufenmburger Narren der Narro Alt Fischerzunft begehen seit jeher die Fasnet gemeinsam!
WALDSHUT
Tourist-Info Waldshut, Wallstr. 26, D 79761 Waldshut-Tiengen, + 49 (0) 7751 833 200, info@waldshut-tiengen.de, www.waldshut-tiengen.de
In meiner Geburtsstadt bestimmt die Kaiserstraße mit dem Oberen und Unteren Tor das Stadtbild – endlich ist die Kaiserstraße Fußgängerzone!
Waldshut gehört zu den vier Waldstädten und demonstriert die Zugehörigkeit zu den Habsburgern auffällig mit den Wappen an den beiden Toren und über dem Eingang zum Heimatmuseum ‚Alte Metzig’, sowie an der Spitalkirche.
Alljährlich feiert man die Chilbi, bei der man den belagernden Schweizern 1468 einen gemästeten Bock auf der Stadtmauer spazieren führte, sodass diese glaubten, ihre Belagerung habe keinen Erfolg gehabt. Die Junggesellen führen deshalb beim Chilbi-Umzug im August immer einen Chilbibock mit, der danach unter ganz objektiven Konditionen verlost wird… es gewinnen aber immer Honoratioren, die das Festessen mit viel Freibier auch bezahlen können…
Beim Umzug läuft auch das Waldshuter Männle mit, das der Stadt zu ihrem Namen verhalf. Mit den Worten: ’Ich streich das Geld in meinen Hut, die Stadt soll heißen Waldeshut’ habe es den ausgelobten Geldbetrag erhalten.
In Tiengen wurde die Kirche von Peter Thumb erbaut, dem auch die gleichnamige Konzertreihe gewidmet ist.
ST. BLASIEN
TI HTG - St. Blasien, Am Kurgarten 1 - 3, D – 79837 St. Blasien, + 49 (0) 7652 1206 8551, st.blasien@hochschwarzwald.de, www.hochschwarzwald.de
Ehrfürchtig stehen wir vor dem Kolleg der Jesuiten in der Domstadt, aktuell laufen die Aufnahmegespräche der Schüler für das neue Schuljahr, aber man wird uns ansehen, dass wir das Eintrittsalter bereits um Vieles überschritten haben. Direktor Müller und der Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit (auch ein renommiertes Kolleg benötigt einen solchen Mitarbeiter), Wolfgang Mayer, öffnen uns bereitwillig alle Türen. Zuerst den Habsburgersaal, in dem alle Habsburger vertreten sind, außer Josef II, der mit seinen aufklärerischen Ideen versuchte, den Jesuiten den Garaus zu machen, was beim Orden verständlicherweise nicht auf große Gegenliebe stieß.
Im Grünen Saal steht ein mysteriöser Schrank, der aus Habsburger Besitzungen stammt. Sisis Sohn, Erzherzog Rudolf brachte sich in dem Zimmer um, in dem dieser Schrank stand, bzw. hat nur der Schrank gesehen, ob es Selbstmord oder doch ein Mord war!
In den heutigen drei Krankenzimmern des Kollegs bestimmen außergewöhnliche Tapeten den luxuriösen Eindruck – es soll sich um ein Appartement von Sisi gehandelt haben, das sie allerdings nie besuchte.
Im 9. Jahrhundert wurde das Benediktinerkloster gegründet, das ab 1281 zu den Habsburgern gehörte. Nach dem Brand von 1768 wollte Fürstabt Martin Gerbert im abgelegenen Schwarzwald ein besonderes bauliches Zeichen setzen. Der weit gereiste Mann hatte nichts anderes vor, als hier einen Petersdom erbauen zu lassen. 62 Meter misst das gewaltige Bauwerk mit der unübersehbaren Kuppel, die Hälfte von 36 Metern umfasst die innere Kuppel des Kirchenraums. In der Kirche befindet sich auch eine Reliquie de heiligen Blasius, der für den gleichnamigen Segen zuständig ist.
Als der Aufklärer F. Nicolai (1733 – 1811) nach St. Blasien kam, war er überrascht, dass „der jetzige Herr Fürstabt so gütig war, mich ins Archiv zu führen…“. Reich war die Bibliothek des Klosters bestückt, denn Martin Gerbert war auch Historiker und verfasste die erste Geschichte des Schwarzwaldes (2 Bd., Freiburg 1993).
Des Weiteren wollte Martin Gerbert in St. Blasien eine Grablege der Habsburger installieren, die sog. ,Habsburger Gruft’ besteht, ist aber jetzt eine riesige Abstellkammer des Kollegs.
Auf alle Fälle wurde das Kloster 1806 aufgelöst und die Mönche hatten mit allem Hab und Gut das Kloster zu verlassen und zogen von 1807 – 1809 nach St. Paul in Kärnten.
Im (ehemaligen) Kloster wurde von Johann Georg Bodmer aus Küssnacht in der Schweiz die erste mechanische Spinnerei Badens eingerichtet, nicht mehr der mönchische Tagesablauf bestimmte den Takt, sondern wirtschaftliche Interessen… Die Seidenbandweberei wurde auch im benachbarten Hotzenwald, oft in Heimarbeit, ausgeführt. Bemerkenswert der Spruch der armen Hausweber: ‚Euse Hergott hätt viel glitte, aber Siidebändel hätt er cheini gwobe’ – Unser Herrgott musste viel leiden, aber Seidenbändel musste er keine weben…
Im benachbarten Bernau ist Hans Thoma der Künstler dem ein großes Museum und der Staatspreis des Landes gewidmet ist. In Menzenschwand sind aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Gebrüder Winterhalter zu den gefragtesten Porträtmalern der gekrönten Häupter geworden. Am Zarenhof verkehrten sie ebenso wie am englischen Hof und Franz Xaver schuf das stilprägende Bild von Sisi – während sein Bruder Hermann Fidel etwas im Hintergrund blieb – ihm jedoch nach der großen Winterhalter-Ausstellung im Freiburger Augustinermuseum 2016 überraschenderweise auch Gemälde zugeschrieben werden konnten, die man bisher für Werke seines Bruders hielt!
Als 2005 der 200. Geburtstag Franz Xavers mit einer Ausstellung begangen wurde, hielt Elisabeth Kaiser mit ihrer ‚z’Liecht go-Gruppe’ den Moment gekommen, ein Museum der beiden Maler an ihrem Geburtsort ins Leben zu rufen. Gesagt - getan –Geld gesammelt, wozu einige Sponsoren, wie der Verleger Hubert Burda auch beitrugen und 2008 erfolgte die Vereinsgründung sowie die Einrichtung und Eröffnung des ‚Le Petit Salon’. Für ein Theaterstück schneiderte Gabi Keller an die zehn Kostüme, die heute immer noch zum Einsatz kommen.
Elisabeth Kaiser ist mehr als rührig, was ihre Winterhalter angeht, mit ihrem 2 CV / ihrer roten Ente, unternahm sie eine Reise nach St.Petersburg in die Eremitage, wo Winterhalter-Originale vertreten sind, ebenso wie in Polen, Lettland und Estland. (www.im2cvnachpetersburg.auslandsblog). (www.winterhalter-menzenschwand.de – (+49 (0) 7675 9296988)